Freitag, 18. Juli 2008

Und Schluss

Seid gewiss, ich wurde melancholisch, als ich eine kleine Auswahl von Bildern zusammenstellte, die hoffentlich hier abgespielt werden kann. Es war aber auch einfach schön.

Zwei Tage nach dem eigentlichen Beitrag bastele ich nun schon wieder an dieser Diashow herum. Aber es funktioniert leider nicht, wie ich mir das dachte. Naja, wer will, kann sich die Frankreich-Fotos auch gerne mit Lena und mir zusammen ansehen, dann können wir sogar auch noch persönlich etwas dazu sagen. Ist ja auch viel schöner...

Wer sich für die anderen Weltenbummler interessiert hat, mag vielleicht gemerkt haben, dass mittlerweile nur noch Manu, Alissa und Suzan im Ausland weilen. (Womöglich auch nicht mehr, mindestens von Manu weiß ich, dass sie zum Independence Day noch dort war.) Es ist ein bisschen komisch, zu wissen, dass jetzt alle langsam wieder eintrudeln und wir uns schon bald wiedersehen. Nach einem Jahr.

Aber zurück zu Frankreich: Ich habe viele nette Menschen kennen gelernt, von denen ich einige erfreulicherweise schon bald wieder sehe. Ich habe tolle Orte gesehen und einen wunderschönen sonnigen Winter gehabt. (Immerhin!) Und ich habe eine Sonnenbrille gefunden! Hierbei noch einmal Dank an Lena, die so treu mitgesucht hat und mich fachkundig beraten konnte. Was soll ich sagen? Sechs Monate, die rasend schnell vergingen. Ich habe noch nicht einmal richtig angefangen, die Zeit zu verarbeiten. Und nach meinem Praktikum in Strasbourg dröhnt mir mal wieder der Kopf von vielen neuen Eindrücken und Perspektiven und Fragen, wie es in Zukunft für mich weitergeht. Jetzt komme ich aber erstmal zurück. Und freu mich drauf!

PS: Frankreichs Patisserien werde ich vermissen. Diese ganzen leckeren französischen Dinge sind unschlagbar. Aber ich habe mich schon um sämtliche Rezepte gekümmert und werde sobald wie möglich damit beginnen, die leckersten Sachen selber zu machen. So. Jetzt ist aber wirklich Schluss. Danke fürs Miterleben unserer Abenteuer auf unserem Blog!

Donnerstag, 17. Juli 2008

La merde

Es war heute Morgen beim Frühstück, als mir schlagartig bewusst wurde, dass es ja nur noch wenige Stunden sind, bis dieser Blog geschlossen wird. Es sei denn, Lena erwischt nochmal eine Schreibwut. In der Tat ist meine Zeit in Frankreich schon bald zu Ende, genau gesagt in 32 Stunden und ein paar Zerquetschten, wenn ich planmäßig mit dem Zug die Grenze überfahren haben müsste. Aber bevor ich ins Schwärmen gerate (das passiert dann morgen), erinnere ich doch zunächst einmal an die schlechten Seiten Frankreichs, damit das Abschiednehmen nicht so schwer wird.

Also, aufgepasst: Liebe Lena, sollte dich manchmal die Sehnsucht überkommen, dann denk daran, wie beschissen es manchmal in Frankreich war. Denn jetzt kommt sie, die Beweisliste, die wir so sorgfältig zusammen gesucht und sogar Mitmenschen wie Niko in die Suche einbezogen haben. Scheiße in Südfrankreich:





Denn wie es schon im Reiseführer steht: "Hundehäufchenslalom ist ein von Geburt an praktizierter Nationalsport." Auch in Strasbourg liegt seit zwei Wochen einer vor unserer Tür. Aber dass ich den so heraushebe, bestätigt nur, dass Strasbourg eben doch anders ist als seine (süd)französischen Mitstädte.

Etwas anderes, das ich nun wirklich nicht mehr vermissen werde: Das Brot. Gummibaguette wird auf die Dauer doch langweilig. Ich habe nie wieder so leckeres Weißbrot gegessen wie bei Jacob's ehemals Emile Bec in Aix, geschweige denn, dass ich mal wieder frisches (warmes) bekommen hätte. Noch dazu kostet Baguette hier im Schnitt achtzig bis neunzig Cent. Also für Gummibaguette viel Geld ausgeben? Nee. Dann lieber wieder das gute deutsche Bauernbrot. Oder Weltmeisterbrot. Oder was weiß ich.

Das dazu. Morgen schwärme ich dann.

Mittwoch, 16. Juli 2008

Hoher Besuch II

Klar, lang nicht so wichtig wie Birte, aber erwähnt werden sollte er dennoch: Monsieur le Président Nicolas Sarkozy stellte sich am vergangenen Donnerstag als der neue Ratspräsident dem Europäischen Parlament vor. ArteInfo war dabei. Etwa eine halbe Stunde vor geplanter Ankunft standen wir unverrückbar auf unserer Position. Und warteten.

Und warteten. Und beobachten das Gewusel um uns herum. Als Monsieur Sarkozy dann endlich gute zwanzig Minuten später erschien als geplant, ging alles ganz schnell. Einmal winken, handschütteln, über den roten Teppich laufen, Foto, Treppe hoch, nochmal winken und verschwinden in der VIP-Lounge. Immerhin ein lässiges Winken konnte ich einfangen.

Später hielt der frisch gebackene Ratspräsident (der kleine Mann rechts unten) eine flammende Rede vor dem Parlament, wurde unterbrochen, ausgelacht und angegriffen (der Präsident des Parlaments sagte hinterher, er hätte noch nie erlebt, dass jemand auf jeden einzelnen Wortbeitrag eingegangen wäre) und hetzte weiter zur Pressekonferenz. Wir immer hinterher.




Zwischendurch gab's noch Interviews mit Vorsitzenden der einzelnen Parteien, ein spontanes Statement vom französischen Minister für Immigration, den wir in seiner Kaffeepause störten, und gegen zwei ging's ab in die Redaktion, um einen Beitrag für 19.45 Uhr zu schneidern. Das war mal ein äußerst interessanter Tag!

Dienstag, 15. Juli 2008

Vive la France, shoppt in Deutschland!

Bis vor zwei Minuten war Feiertag in Frankreich. Was Geschäftsleute auf der anderen Seite des Rheins gefreut haben dürfte, denn alle Franzosen pilgern traditionell am 14. Juli nach Kehl, um einkaufen zu gehen. Dafür war Strasbourg menschenleer.

Informationen von Arte gibt's natürlich trotz der Erinnerung an den Sturm auf die Bastille. Deshalb habe ich auch keine Strasbourger Militärparade gesehen, sondern live den Aufmarsch durch die Champs-Elysée im Fernsehen verfolgt. Dafür komme ich gerade vom Abschlussfeuerwerk. Zusammen mit Juniorjournalistin Magali, die heute ihren letzten Tag bei Arte hatte, und zwei ihrer Freundinnen. Schön war's!


PS: Ganz vergessen, das Christkind, das hinter uns stand, zum Himmel blickte und dann seine Mutter fragte: "C'est Jésus, qui fait ca?" - "Ist das Jesus, der das macht?" (Jetzt bitte alle seufzen und eine Träne des Glücks aus dem Augenwinkel wischen!)

Sonntag, 13. Juli 2008

Grüetzi miteinand!

Ein etwas zu lang geratener feucht-fröhlicher (genau, geregnet hat's auch) Vorabend ist Schuld, dass wir uns nicht ganz so energiegeladen auf unser heutiges Ausflugsziel einstellen konnten: Basel. Gegen Mittag ging's los, mit dem Zug von Frankreich über Deutschland in die Schweiz. Schon der (unbesetzte) Schalter für die Passkontrolle am Bahnhof machte deutlich: Wir sind hier in einem anderen Land. Diese Erkenntnis wurde noch vertieft, als wir Birtes Gepäck am Bahnhof einschlißen wollten, denn: Dafür braucht man Geld. Und da haben die Schweizer ihr ganz eigenes. Schließlich machten wir uns mit einer Handvoll Schweizer Franken auf den Weg in die Innenstadt. Und die ist wirklich hübsch. Was wir wegen unseres körperlichen Befindens und des Nieselregens nur leider nicht so richtig genießen konnten. Trotzdem: Einige Eindrücke.

Das Rathaus auf dem Marktplatz.

Boule spielende Schweizer. (Ja, das gibt's auch!)

Die Spalenvorstadt samt Spalentor.

Müde Touristen.

Der Fastnachtsbrunnen.

Basel werden wir uns wohl noch mal an einem besseren Tag anschauen. Schön war's trotzdem. Und das Geld sind wir auch losgeworden. Bei Kaffeepreisen von umgerechnet fünf Euro ist das auch nicht allzu schwer. Übrigens muss man in der Schweiz für einen Milchkaffee eine "Schale" bestellen. Wieder was gelernt.

Hoher Besuch

Weltenbummlerin Birte hat sich die Ehre gegeben und ist nach einem Besuch in Aix nun auch in Strasbourg vorbeigekommen. Mit ihr zusammen habe ich die Sehenswürdigkeiten, die Strasbourg zu bieten hat, endlich systematisch abgeklappert. Erste Station: Das Münster Notre Dame. Der Reiseführer beschreibt das Äußere des Prachtbaus mit den Worten "wie zu Stein erstarrte Klöppelspitze".

Es ist schon beeindruckend, was für Bauten die Menschen mitten im Mittelalter hochgezogen haben. Birte und ich kamen noch dazu gerade pünktlich zum Glockenschlag der astronomischen Uhr und konnten das Defilee der Holzfiguren anschauen: Ein Engel, der eine Glocke schlägt, ein anderer, der eine Sanduhr dreht und dann ein offensichtlicher Höhepunkt für eine Reiseführerin, die eine Figur fröhlich mit den Worten kommentierte: "Und jetzt geht der alte Mann am Tod vorbei."

Klar sind wir dann auch mal aufs Münster geklettert und haben uns die Stadt von oben angesehen. Hinten links ist unser zweites Ziel zu sehen: Das Europaparlament.

Genutzt wird das Europaparlament einmal im Monat für eine viertägige Plenarsitzungswoche genutzt. Den Rest des Jahres steht das Gebäude leer. Ich hatte in der letzten Woche gleich zwei Mal Gelegenheit, zum Dreh mit Arte dort zu sein. Davon später mehr.

Der Gerichtshof für Menschenrechte wird immerhin bis zu fünf Mal im Monat genutzt. Das letzte Mal zum Beispiel, als die Beschwerde von Magnus Gäfgen, dem Mörder von Jakob von Metzler, abgewiesen wurde.

Weiter auf dem Plan: Der Parc de l'Orangerie, bei dem wir dem Storch, Wahrzeichen des Elsasses, Auge in Auge gegenüberstanden und ein Bummel durch das Viertel "Petite France" inklusive Essen einer zünftigen Tarte. Das Abendprogramm bestand aus einem Rundgang über einen Jahrmarkt im Park des deux rives am Ufer des Rheins. Von dort kann man dann gemütlich über eine Brücke nach Deutschland spazieren.

Und für den richtigen Abschluss sorgte schließlich die Beleuchtung des Münsters, das in allen Regenbogenfarben an- und ausgeleuchtet wurde.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Straßenraten

Der Name ist Programm: Straßburg. Strasbourg. Stratisburgo. Denn die "Stadt der Straßen" liegt verkehrsgünstig am Westufer des Rheins und fungierte schon zu Zeiten der Kelten als Bindeglied zwischen Nordeuropa und dem Mittelmeer.

Und weil die Stadt zweisprachig aufgewachsen ist, kennzeichnet sie auch ihre eigenen Straßen konsequent auf Französisch und ... nun ja, Deutsch. Oder besser: Elsässisch. Was dem Ganzen eine etwas kuriose Note gibt, denn manchmal muss man die Straßennamen laut vorlesen, um zu verstehen, was da überhaupt übersetzt wurde.

Eine kleine Auswahl aus dem Strasbourger Schilderwald:

Und? Aufgepasst? Bei einem Namen ist die Übersetzung ein bisschen daneben gegangen.

Dienstag, 8. Juli 2008

Reif für Deutschland?

Und weil's ein bisschen zum letzten Thema passt und auch ein bisschen Spass macht: Der zukünftige Einbürgerungstest zum Üben. Biste reif für Deutschland oder nicht?

Sonntag, 6. Juli 2008

Verkehrtes Land

Kürzlich erzählte mir ein Franzose, er habe sich einmal Berlin angeschaut. Aber das, meinte er, sei ja gar nicht Deutschland. Auf meinen fragenden Blick hin erklärte er dann: Berlin sei so unordentlich und schmutzig, gar nicht wie es sonst in Deutschland sei. Berlin würde er eher mit Paris oder anderen französischen Städten vergleichen.

Ähnlich geht es mir mit Strasbourg. Denn Strasbourg ist sauber und ordentlich, wie ich keine andere französische Stadt bisher kennen gelernt habe. Also ist Strasbourg gar nicht Frankreich? Einige Beweise für die deutsche Seele Deutsche in Strasbourg:

Fahrradwege inklusive Zebrastreifen, Fahrradampeln und Radfahrer, die wild klingelnd auf ihr Vorrecht aufmerksam machen.

Die Maison de la Choucroute: Das Sauerkraut-Haus. Ironischerweise gesichtet im Viertel "Petite France".
Und schließlich: Blasmusik und Trachten-Tanz auf der Place Gutenberg. Noch irgendwelche Fragen?

Donnerstag, 3. Juli 2008

Schon gehört?

Ingrid Betancourt ist frei. Hierzulande wurde diese Nachricht heute rauf und runtergesendet. Bei ArteInfo gab es Diskussionen, ob diese Neuigkeit für Deutsche genauso spannend ist wie für die Franzosen. Schließlich kam zum Leidwesen vieler deutsche Redakteure mittags und abends jeweils eine Betancourt-Sondersendung. Israel, Simbabwe und alle anderen Weltnachrichten fielen raus. Ist manchmal gar nicht so einfach, in einem europäischen Sender auf einen Nenner zu kommen. Aber spannend.

Mittwoch, 2. Juli 2008

Mein Zuhause

Die letzten Worte sollten davon ja noch nicht gesprochen sein. Und bevor ich mein Erstaunen beim Anblick der vielen Masken, Marionetten, Büchern, Buddhas und anderem Kleinkram ganz verliere, hier eine kurze Beschreibung des Raumes, in dem ich mich neben Toilette, Bad und natürlich meinem Zimmer am häufigsten aufhalte: Die Küche.

Rechts an der Wand steht die Sitzecke. Eine rot-weiß-karierte Decke liegt auf dem alten Holztisch, darauf ein Stapel Stoffservierten im gleichen Design. In der Mitte des Tisches steht eine kleine Kristallvase. Die Rose darin lässt bereits ihre rosa Blüten hängen. In die Ecke zwischen die zwei Sitzbänke drängt sich ein Korb, der vor Büchern überquillt. „Kochen wie in der Provence“ steht obenauf, dahinter lugt „Die indische Küche“ hervor.

Über der hölzernen Sitzbank hängt ein chinesischer Kalender aus Bast, daneben stehen auf einem kleinen Regalbrett Heiligenbilder und eine gerahmte Gottesmutter. Davor baumelt ein Weihrauchgefäß von der Decke herab. Die Wand neben der Tür zieren Teller, gleich daneben starren asiatische Masken mit weit aufgerissenen Augen dem Betrachter entgegen.

Über dem Tisch hängt ein Holzbord. Neben Teedosen mit chinesischen Schriftzeichen stehen dort Pötte für Grieß, Linsen und Mehl. Auf dem Porzellangefäß in der Mitte thront ein fröhlicher Buddha aus dem gleichen Material. Er soll offenbar das Opium bewachen, das laut Beschriftung in der Dose aufbewahrt wird. Von der Kante des Holzbords hängt eine Borte herab, auf die in altdeutscher Schrift die Worte „Im Herzen ernstes Sinnen“ gestickt wurden.

Gegenüber der Tür stehen der Kühlschrank, daneben ein Gasherd und die Spüle. Über verschmierten Kacheln hängen fünf Töpfe und Pfannen der Größe nach aufgereiht an der Wand. Darüber ein Anatomie-Poster mit der Überschrift „Parts of the body“ sowie einer Übersetzung in der kringeligen Hindi-Schrift. Auf der Fensterbank steht ein großes Radio, dem Aussehen nach aus den 50er Jahren und offenbar nicht mehr funktionstüchtig, denn wer morgens in die Küche kommt, stellt das knarzende Transistorradio an, das auf dem großen Apparat steht.

Montag, 30. Juni 2008

Besuch in Colmar

Bevor meine ehemalige Bremer Mitbewohnerin Maja in wenigen Tagen wieder nach Deutschland abhaut, habe ich ihr heute noch schnell einen Besuch abgestattet. Colmar liegt eine halbe Stunde von Strasbourg entfernt und verbreitet mit seinen vielen Fachwerkhäusern noch ein bisschen mehr elsässischen Charme als Strasbourg. Maja hat in den letzten neun Monaten, die sie hier verbracht hat, ihre Rolle als Fremdenführerin perfektioniert und konnte mir zu jeder hübschen Ecke ein paar nette Details verraten.

So zeigte sie mir das "Kopfhüs" (Maison des Têtes), dessen Fassade mit 106 Grimassen schneidenden Gesichtern geschmückt ist, wir schlenderten durch das Gerberviertel, durch winkelige Gassen und an der Dominikanerkirche vorbei. Nebenbei erfuhr ich, dass der Storch Wahrzeichen des Elsasses schlechthin ist. Außerdem sehen sich die Elsässer als stolze Erfinder des Kougelhopfes (Gugelhupf), je nach Belieben süß oder salzig. Neben dem Gewurztraminer (einem süßen Weißwein) und der Gänseleber sind diese Nougattorten ebenfalls typisch elsässisch:
Ich habe übrigens noch nichts davon probiert. Dafür weiß ich jetzt, dass ein Café Crème im Norden Frankreichs etwas anderes ist als im Süden, wo er dem deutschen Milchkaffee sehr nahe kommt. Hier wird einem hingegen ein rabenschwarzer Kaffee serviert, auf dem eine feine Schicht Schaum (die Crème!) schwimmt. Café au Lait dagegen ist im Norden wie im Süden ein schwarzer Kaffee, zu dem ein Kännchen Milch gereicht wird.
So oder so, ich hatte einen schönen Nachmittag bei Maja (hier auf einer Brücke in "Klein-Venedig". Scheint eine französische Mode zu sein, Stadtviertel mit Fluss und Brücke "Petite Venise" zu nennen.) und vor lauter Geplauder vergaß ich sogar, sie vor die Kamera zu scheuchen. Naja, wer ganz genau hinsieht, entdeckt sie hier auf der Place de la Cathédrale...

Samstag, 28. Juni 2008

Wochenende

Ich hätte mir heute natürlich den Reiseführer unter den Arm klemmen und sämtliche Sehenswürdigkeiten abklappern können. Aber es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten, eine Stadt besser kennen zu lernen. Aus Anlass des Schlussverkaufs in Frankreich entschied ich mich deshalb für die Shoppingtour: Ich bewunderte in der Galerie Lafayette ausgefallene Kleidungsstücke und solche, die ich zu Hause in der Verkleidekiste verstaut hätte. Ich stand mehrmals hintereinander mit gleichen Klamotten an der Schlange der Umkleidekabine, weil ich mich immer wieder bei der Größe irrte. Ich ließ mich von einer wildfremden Frau schließlich doch dazu verleiten, ein Paar Schuhe zu kaufen. (Der Satz "Oh, die sehen ja schön aus. Auch so bequem!" überzeugt doch. Oder nicht?)

Ich gönnte mir auf der Place Kleber eine Pause und beobachtete Leute, die vom Kaufrausch ebenso ausgelaugt waren wie ich. Und da ich zwischendurch doch immer mal wieder Straßen doppelt ablief oder in die andere Richtung abbog, weil es dort gerade so schön aussah, kann ich doch sagen: Ein bisschen besser kenne ich die Strasbourger Altstadt jetzt. Auch ohne Reiseführer.

Donnerstag, 26. Juni 2008

Olé olé!

Nachdem ich Mittwochmittag nebenbei einen Kollegen gefragt hatte, wo man sich wohl in Strasbourg schön zum Fußballgucken hinsetzen könne, wurde ich kurzerhand geschnappt und mit der gesamten ArteInfo-Bande nach Kehl transportiert. In Deutschland, so der Kollege, sei die Atmosphäre nämlich viel schöner. Und die Türken besser drauf. Gut, stand ich also mit vielen deutschen und vereinzelten französischen Kolleginnen und Kollegen auf dem einzigen großen Platz in Kehl zum Public Viewing. Wobei Viewing in meinem Fall nicht ganz das richtige Wort ist. Die Fotos zeigen es: Der Idealzustand, wenn ich ein paar Zentimeter größer wäre...

... und die Realität. Nach den ersten beiden Toren wusste ich dann wenigstens, an welchen hüpfenden Menschen ich mich orientieren konnte, um zu wissen, wie es um wen stand. Auch konnte ich mich während dieses Erlebnisses natürlich prima in den Kollegenkreis integrieren: In der ersten Halbzeit kaufte eine Kollegin für mich das Stück Flammenkuchen mit, dafür brachte ich ihr ein Bier. In der zweiten Halbzeit hatte ich dann die andere Kollegin, mit der ich nach Hause fahren wollte, bereits verloren und alle anderen, die noch übrig waren, suchten mir mir, denn: Man kann doch die Praktikantin nachts um elf nicht einfach in Kehl stehen lassen, wenn sie noch rüber nach Strasbourg muss.

Hat aber alles hingehauen. Schließlich haben wir ja auch gewonnen. Und so wurde ich zurück nach Frankreich kutschiert, wo nicht eine einzige Autohupe durch die Nacht schallte.

Dienstag, 24. Juni 2008

Praktikum oder kein Praktikum?

Das war hier die Frage. Als ich frisch und munter nach einem Extraumweg, weil zu früh, am Arte-Empfang stand, sah alles noch ganz gut aus. Außer, dass es keine Unterlagen von mir gab und der Mann am Empfang meine Verantwortliche nicht erreichen konnte. Eine Viertelstunde später kam dann deren Kollegin angehetzt, Véronique sei krank und sie hätte mich ganz vergessen. Schwamm drüber. Im Büro sagte sie dann nebenbei, wir müssten noch ein paar Sachen regeln, ich hätte ja einige Dokumente noch gar nicht eingereicht. Ob ich denn den Brief nicht bekommen hätte, in dem ich nach der Convention de Stage gefragt worden sei? Nein, sagte ich, erinnerte mich dann aber schlagartig: Da war mal ein Brief von Januar, den ich im April bekommen hatte. Darin beglückwünschte Arte eine mir unbekannte Frau Friedel zu ihrem Praktikum von Juni bis Oktober und erinnerte daran, einige Dokumente vor Beginn des Praktikums einzureichen. Den Brief hatte ich fatalerweise einfach ignoriert und als ungültig angesehen. Jedenfalls für mich.

Da stand ich nun. Mit einer aufgeregten Sekretärin, die mich zunächst einmal zur Praktikantenbeauftragten führte. Deren strahlendes Lächeln gefror auf der Stelle, als sie hörte, ich hätte keine Convention abgegeben. Denn: Keine Convention, kein Stage. Pech gehabt. Sie hätte schon genug Probleme mit Leuten wie mir gehabt, es tue ihr leid, aber so könne ich leider kein Praktikum bei Arte absolvieren. Wir einigten uns schließlich darauf, dass ich bis mittags in der Hochschule anrufen und mich um gewissen Praktikumsvertrag kümmern sollte.

Wie erwartet fiel man dort aus allen Worten. Was Arte verlange? Dass man für mich als Studentin hafte, falls ich eine Kamera umwerfen würde? Noch nie gehört, von so einem ominösen Praktikumsvertrag. Und überhaupt – warum jetzt und sofort und so spontan? Nun, dank regem Engagement der Barbara W. in Bremen hatte die aufgewühlte Sekretärin binnen weniger Stunden doch noch den Vertrag auf dem Schreibtisch liegen. Währenddessen machte ich bei Papa und der Krankenkasse Wind, um nötige Versicherungsdokumente aufzutreiben.

Bis zum Mittagessen war alles geklärt. Ich bin nun offiziell Praktikantin bei Arte und auch die Beauftragte für Praktikanten schenkte mir wieder ein Lächeln. Wenn auch ein etwas eisiges.

Montag, 23. Juni 2008

Zurück in Frankreich

Oder nicht ganz. Strasbourg ist eben doch noch mal ganz anders. Übersetzungen der Straßennamen werden gleich mitgeliefert (Ich wohne in der Rue brulée, auch Brandgass genannt), die deutsche Sprache habe ich während meines ersten Weges etwa so oft gehört wie die französische (und es waren eindeutig keine Erasmusstudenten!), typisch französische Häuschen wechseln sich mit herrschaftlichen Häusern ab, die man sich so auch in Städten wie Bremen oder Heidelberg vorstellen kann. Und natürlich kam ich gleich an mehreren Winstuben vorbei, in denen ich laut Reiseführer unbedingt einkehren sollte.

Der erste Eindruck neben all dem: Heiß. Die schwüle Hitze, die pünktlich zum Abfahrtstag auch in Bremen Einzug gehalten hat, wabert hier wohl schon seit längerer Zeit über der Stadt. Ich bekam sie während meiner Zugreise besonders gut zu spüren – die Klimaanlage war kaputt. Dann, nach einer angenehm kühlen Dreiviertelstunde im TGV, (der ungefähr so schnell fuhr wie eine Regionalbahn – falsche Strecke gewählt für den Schnellzug...) schlug mir in Strasbourg erneut ein Schwall stickiger Luft entgegen.

Vielleicht um die Erinnerung an den Ankunftstag in Aix aufzufrischen, ignorierte ich selbstredend den Vorschlag, den öffentlichen Transport zu benutzen. Drei Bahnhaltestellen sind doch ein Katzensprung. Sind’s auch, aber selbst wenn der Koffer vielleicht nicht mehr 20 Kilogramm wiegt und die Bürgersteige breit und eben sind, kam ich doch schweißgebadet an meinem neuen Zuhause an. Die Wohnung liegt zudem im vierten Stock. Wendeltreppe ohne Aufzug, versteht sich.

Ja, mein neues Zuhause. Ich wohne mit einem echten Elsässer unter einem Dach, dem ich sehr konzentriert zuhören muss, denn weder sein Französisch, noch sein schwäbisch-angehauchtes Deutsch ist für mich besonders einfach zu verstehen. Daneben gibt es einen Sohn, der vielleicht etwas älter ist als ich. Wer außer den beiden Katzen sonst in der Wohnung weilt, konnte ich so schnell nicht herausfinden.

Der Zustand der Wohnung unterstützt meine These, dass den Franzosen gepflegter Wohnraum nicht besonders wichtig ist. Risse in der Wand, Sprünge im Waschbecken, die Warnung, mit dem Rollladen nicht allzu ruppig umzugehen, „er ist alt und kaputt“. Nun, ich werde mich schon zurechtfinden. Das letzte Wort über mein neues Zuhause ist jedenfalls noch lange nicht gesprochen.