Freitag, 18. Juli 2008

Und Schluss

Seid gewiss, ich wurde melancholisch, als ich eine kleine Auswahl von Bildern zusammenstellte, die hoffentlich hier abgespielt werden kann. Es war aber auch einfach schön.

Zwei Tage nach dem eigentlichen Beitrag bastele ich nun schon wieder an dieser Diashow herum. Aber es funktioniert leider nicht, wie ich mir das dachte. Naja, wer will, kann sich die Frankreich-Fotos auch gerne mit Lena und mir zusammen ansehen, dann können wir sogar auch noch persönlich etwas dazu sagen. Ist ja auch viel schöner...

Wer sich für die anderen Weltenbummler interessiert hat, mag vielleicht gemerkt haben, dass mittlerweile nur noch Manu, Alissa und Suzan im Ausland weilen. (Womöglich auch nicht mehr, mindestens von Manu weiß ich, dass sie zum Independence Day noch dort war.) Es ist ein bisschen komisch, zu wissen, dass jetzt alle langsam wieder eintrudeln und wir uns schon bald wiedersehen. Nach einem Jahr.

Aber zurück zu Frankreich: Ich habe viele nette Menschen kennen gelernt, von denen ich einige erfreulicherweise schon bald wieder sehe. Ich habe tolle Orte gesehen und einen wunderschönen sonnigen Winter gehabt. (Immerhin!) Und ich habe eine Sonnenbrille gefunden! Hierbei noch einmal Dank an Lena, die so treu mitgesucht hat und mich fachkundig beraten konnte. Was soll ich sagen? Sechs Monate, die rasend schnell vergingen. Ich habe noch nicht einmal richtig angefangen, die Zeit zu verarbeiten. Und nach meinem Praktikum in Strasbourg dröhnt mir mal wieder der Kopf von vielen neuen Eindrücken und Perspektiven und Fragen, wie es in Zukunft für mich weitergeht. Jetzt komme ich aber erstmal zurück. Und freu mich drauf!

PS: Frankreichs Patisserien werde ich vermissen. Diese ganzen leckeren französischen Dinge sind unschlagbar. Aber ich habe mich schon um sämtliche Rezepte gekümmert und werde sobald wie möglich damit beginnen, die leckersten Sachen selber zu machen. So. Jetzt ist aber wirklich Schluss. Danke fürs Miterleben unserer Abenteuer auf unserem Blog!

Donnerstag, 17. Juli 2008

La merde

Es war heute Morgen beim Frühstück, als mir schlagartig bewusst wurde, dass es ja nur noch wenige Stunden sind, bis dieser Blog geschlossen wird. Es sei denn, Lena erwischt nochmal eine Schreibwut. In der Tat ist meine Zeit in Frankreich schon bald zu Ende, genau gesagt in 32 Stunden und ein paar Zerquetschten, wenn ich planmäßig mit dem Zug die Grenze überfahren haben müsste. Aber bevor ich ins Schwärmen gerate (das passiert dann morgen), erinnere ich doch zunächst einmal an die schlechten Seiten Frankreichs, damit das Abschiednehmen nicht so schwer wird.

Also, aufgepasst: Liebe Lena, sollte dich manchmal die Sehnsucht überkommen, dann denk daran, wie beschissen es manchmal in Frankreich war. Denn jetzt kommt sie, die Beweisliste, die wir so sorgfältig zusammen gesucht und sogar Mitmenschen wie Niko in die Suche einbezogen haben. Scheiße in Südfrankreich:





Denn wie es schon im Reiseführer steht: "Hundehäufchenslalom ist ein von Geburt an praktizierter Nationalsport." Auch in Strasbourg liegt seit zwei Wochen einer vor unserer Tür. Aber dass ich den so heraushebe, bestätigt nur, dass Strasbourg eben doch anders ist als seine (süd)französischen Mitstädte.

Etwas anderes, das ich nun wirklich nicht mehr vermissen werde: Das Brot. Gummibaguette wird auf die Dauer doch langweilig. Ich habe nie wieder so leckeres Weißbrot gegessen wie bei Jacob's ehemals Emile Bec in Aix, geschweige denn, dass ich mal wieder frisches (warmes) bekommen hätte. Noch dazu kostet Baguette hier im Schnitt achtzig bis neunzig Cent. Also für Gummibaguette viel Geld ausgeben? Nee. Dann lieber wieder das gute deutsche Bauernbrot. Oder Weltmeisterbrot. Oder was weiß ich.

Das dazu. Morgen schwärme ich dann.

Mittwoch, 16. Juli 2008

Hoher Besuch II

Klar, lang nicht so wichtig wie Birte, aber erwähnt werden sollte er dennoch: Monsieur le Président Nicolas Sarkozy stellte sich am vergangenen Donnerstag als der neue Ratspräsident dem Europäischen Parlament vor. ArteInfo war dabei. Etwa eine halbe Stunde vor geplanter Ankunft standen wir unverrückbar auf unserer Position. Und warteten.

Und warteten. Und beobachten das Gewusel um uns herum. Als Monsieur Sarkozy dann endlich gute zwanzig Minuten später erschien als geplant, ging alles ganz schnell. Einmal winken, handschütteln, über den roten Teppich laufen, Foto, Treppe hoch, nochmal winken und verschwinden in der VIP-Lounge. Immerhin ein lässiges Winken konnte ich einfangen.

Später hielt der frisch gebackene Ratspräsident (der kleine Mann rechts unten) eine flammende Rede vor dem Parlament, wurde unterbrochen, ausgelacht und angegriffen (der Präsident des Parlaments sagte hinterher, er hätte noch nie erlebt, dass jemand auf jeden einzelnen Wortbeitrag eingegangen wäre) und hetzte weiter zur Pressekonferenz. Wir immer hinterher.




Zwischendurch gab's noch Interviews mit Vorsitzenden der einzelnen Parteien, ein spontanes Statement vom französischen Minister für Immigration, den wir in seiner Kaffeepause störten, und gegen zwei ging's ab in die Redaktion, um einen Beitrag für 19.45 Uhr zu schneidern. Das war mal ein äußerst interessanter Tag!

Dienstag, 15. Juli 2008

Vive la France, shoppt in Deutschland!

Bis vor zwei Minuten war Feiertag in Frankreich. Was Geschäftsleute auf der anderen Seite des Rheins gefreut haben dürfte, denn alle Franzosen pilgern traditionell am 14. Juli nach Kehl, um einkaufen zu gehen. Dafür war Strasbourg menschenleer.

Informationen von Arte gibt's natürlich trotz der Erinnerung an den Sturm auf die Bastille. Deshalb habe ich auch keine Strasbourger Militärparade gesehen, sondern live den Aufmarsch durch die Champs-Elysée im Fernsehen verfolgt. Dafür komme ich gerade vom Abschlussfeuerwerk. Zusammen mit Juniorjournalistin Magali, die heute ihren letzten Tag bei Arte hatte, und zwei ihrer Freundinnen. Schön war's!


PS: Ganz vergessen, das Christkind, das hinter uns stand, zum Himmel blickte und dann seine Mutter fragte: "C'est Jésus, qui fait ca?" - "Ist das Jesus, der das macht?" (Jetzt bitte alle seufzen und eine Träne des Glücks aus dem Augenwinkel wischen!)

Sonntag, 13. Juli 2008

Grüetzi miteinand!

Ein etwas zu lang geratener feucht-fröhlicher (genau, geregnet hat's auch) Vorabend ist Schuld, dass wir uns nicht ganz so energiegeladen auf unser heutiges Ausflugsziel einstellen konnten: Basel. Gegen Mittag ging's los, mit dem Zug von Frankreich über Deutschland in die Schweiz. Schon der (unbesetzte) Schalter für die Passkontrolle am Bahnhof machte deutlich: Wir sind hier in einem anderen Land. Diese Erkenntnis wurde noch vertieft, als wir Birtes Gepäck am Bahnhof einschlißen wollten, denn: Dafür braucht man Geld. Und da haben die Schweizer ihr ganz eigenes. Schließlich machten wir uns mit einer Handvoll Schweizer Franken auf den Weg in die Innenstadt. Und die ist wirklich hübsch. Was wir wegen unseres körperlichen Befindens und des Nieselregens nur leider nicht so richtig genießen konnten. Trotzdem: Einige Eindrücke.

Das Rathaus auf dem Marktplatz.

Boule spielende Schweizer. (Ja, das gibt's auch!)

Die Spalenvorstadt samt Spalentor.

Müde Touristen.

Der Fastnachtsbrunnen.

Basel werden wir uns wohl noch mal an einem besseren Tag anschauen. Schön war's trotzdem. Und das Geld sind wir auch losgeworden. Bei Kaffeepreisen von umgerechnet fünf Euro ist das auch nicht allzu schwer. Übrigens muss man in der Schweiz für einen Milchkaffee eine "Schale" bestellen. Wieder was gelernt.

Hoher Besuch

Weltenbummlerin Birte hat sich die Ehre gegeben und ist nach einem Besuch in Aix nun auch in Strasbourg vorbeigekommen. Mit ihr zusammen habe ich die Sehenswürdigkeiten, die Strasbourg zu bieten hat, endlich systematisch abgeklappert. Erste Station: Das Münster Notre Dame. Der Reiseführer beschreibt das Äußere des Prachtbaus mit den Worten "wie zu Stein erstarrte Klöppelspitze".

Es ist schon beeindruckend, was für Bauten die Menschen mitten im Mittelalter hochgezogen haben. Birte und ich kamen noch dazu gerade pünktlich zum Glockenschlag der astronomischen Uhr und konnten das Defilee der Holzfiguren anschauen: Ein Engel, der eine Glocke schlägt, ein anderer, der eine Sanduhr dreht und dann ein offensichtlicher Höhepunkt für eine Reiseführerin, die eine Figur fröhlich mit den Worten kommentierte: "Und jetzt geht der alte Mann am Tod vorbei."

Klar sind wir dann auch mal aufs Münster geklettert und haben uns die Stadt von oben angesehen. Hinten links ist unser zweites Ziel zu sehen: Das Europaparlament.

Genutzt wird das Europaparlament einmal im Monat für eine viertägige Plenarsitzungswoche genutzt. Den Rest des Jahres steht das Gebäude leer. Ich hatte in der letzten Woche gleich zwei Mal Gelegenheit, zum Dreh mit Arte dort zu sein. Davon später mehr.

Der Gerichtshof für Menschenrechte wird immerhin bis zu fünf Mal im Monat genutzt. Das letzte Mal zum Beispiel, als die Beschwerde von Magnus Gäfgen, dem Mörder von Jakob von Metzler, abgewiesen wurde.

Weiter auf dem Plan: Der Parc de l'Orangerie, bei dem wir dem Storch, Wahrzeichen des Elsasses, Auge in Auge gegenüberstanden und ein Bummel durch das Viertel "Petite France" inklusive Essen einer zünftigen Tarte. Das Abendprogramm bestand aus einem Rundgang über einen Jahrmarkt im Park des deux rives am Ufer des Rheins. Von dort kann man dann gemütlich über eine Brücke nach Deutschland spazieren.

Und für den richtigen Abschluss sorgte schließlich die Beleuchtung des Münsters, das in allen Regenbogenfarben an- und ausgeleuchtet wurde.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Straßenraten

Der Name ist Programm: Straßburg. Strasbourg. Stratisburgo. Denn die "Stadt der Straßen" liegt verkehrsgünstig am Westufer des Rheins und fungierte schon zu Zeiten der Kelten als Bindeglied zwischen Nordeuropa und dem Mittelmeer.

Und weil die Stadt zweisprachig aufgewachsen ist, kennzeichnet sie auch ihre eigenen Straßen konsequent auf Französisch und ... nun ja, Deutsch. Oder besser: Elsässisch. Was dem Ganzen eine etwas kuriose Note gibt, denn manchmal muss man die Straßennamen laut vorlesen, um zu verstehen, was da überhaupt übersetzt wurde.

Eine kleine Auswahl aus dem Strasbourger Schilderwald:

Und? Aufgepasst? Bei einem Namen ist die Übersetzung ein bisschen daneben gegangen.

Dienstag, 8. Juli 2008

Reif für Deutschland?

Und weil's ein bisschen zum letzten Thema passt und auch ein bisschen Spass macht: Der zukünftige Einbürgerungstest zum Üben. Biste reif für Deutschland oder nicht?

Sonntag, 6. Juli 2008

Verkehrtes Land

Kürzlich erzählte mir ein Franzose, er habe sich einmal Berlin angeschaut. Aber das, meinte er, sei ja gar nicht Deutschland. Auf meinen fragenden Blick hin erklärte er dann: Berlin sei so unordentlich und schmutzig, gar nicht wie es sonst in Deutschland sei. Berlin würde er eher mit Paris oder anderen französischen Städten vergleichen.

Ähnlich geht es mir mit Strasbourg. Denn Strasbourg ist sauber und ordentlich, wie ich keine andere französische Stadt bisher kennen gelernt habe. Also ist Strasbourg gar nicht Frankreich? Einige Beweise für die deutsche Seele Deutsche in Strasbourg:

Fahrradwege inklusive Zebrastreifen, Fahrradampeln und Radfahrer, die wild klingelnd auf ihr Vorrecht aufmerksam machen.

Die Maison de la Choucroute: Das Sauerkraut-Haus. Ironischerweise gesichtet im Viertel "Petite France".
Und schließlich: Blasmusik und Trachten-Tanz auf der Place Gutenberg. Noch irgendwelche Fragen?

Donnerstag, 3. Juli 2008

Schon gehört?

Ingrid Betancourt ist frei. Hierzulande wurde diese Nachricht heute rauf und runtergesendet. Bei ArteInfo gab es Diskussionen, ob diese Neuigkeit für Deutsche genauso spannend ist wie für die Franzosen. Schließlich kam zum Leidwesen vieler deutsche Redakteure mittags und abends jeweils eine Betancourt-Sondersendung. Israel, Simbabwe und alle anderen Weltnachrichten fielen raus. Ist manchmal gar nicht so einfach, in einem europäischen Sender auf einen Nenner zu kommen. Aber spannend.

Mittwoch, 2. Juli 2008

Mein Zuhause

Die letzten Worte sollten davon ja noch nicht gesprochen sein. Und bevor ich mein Erstaunen beim Anblick der vielen Masken, Marionetten, Büchern, Buddhas und anderem Kleinkram ganz verliere, hier eine kurze Beschreibung des Raumes, in dem ich mich neben Toilette, Bad und natürlich meinem Zimmer am häufigsten aufhalte: Die Küche.

Rechts an der Wand steht die Sitzecke. Eine rot-weiß-karierte Decke liegt auf dem alten Holztisch, darauf ein Stapel Stoffservierten im gleichen Design. In der Mitte des Tisches steht eine kleine Kristallvase. Die Rose darin lässt bereits ihre rosa Blüten hängen. In die Ecke zwischen die zwei Sitzbänke drängt sich ein Korb, der vor Büchern überquillt. „Kochen wie in der Provence“ steht obenauf, dahinter lugt „Die indische Küche“ hervor.

Über der hölzernen Sitzbank hängt ein chinesischer Kalender aus Bast, daneben stehen auf einem kleinen Regalbrett Heiligenbilder und eine gerahmte Gottesmutter. Davor baumelt ein Weihrauchgefäß von der Decke herab. Die Wand neben der Tür zieren Teller, gleich daneben starren asiatische Masken mit weit aufgerissenen Augen dem Betrachter entgegen.

Über dem Tisch hängt ein Holzbord. Neben Teedosen mit chinesischen Schriftzeichen stehen dort Pötte für Grieß, Linsen und Mehl. Auf dem Porzellangefäß in der Mitte thront ein fröhlicher Buddha aus dem gleichen Material. Er soll offenbar das Opium bewachen, das laut Beschriftung in der Dose aufbewahrt wird. Von der Kante des Holzbords hängt eine Borte herab, auf die in altdeutscher Schrift die Worte „Im Herzen ernstes Sinnen“ gestickt wurden.

Gegenüber der Tür stehen der Kühlschrank, daneben ein Gasherd und die Spüle. Über verschmierten Kacheln hängen fünf Töpfe und Pfannen der Größe nach aufgereiht an der Wand. Darüber ein Anatomie-Poster mit der Überschrift „Parts of the body“ sowie einer Übersetzung in der kringeligen Hindi-Schrift. Auf der Fensterbank steht ein großes Radio, dem Aussehen nach aus den 50er Jahren und offenbar nicht mehr funktionstüchtig, denn wer morgens in die Küche kommt, stellt das knarzende Transistorradio an, das auf dem großen Apparat steht.