Dienstag, 29. April 2008

Volksverständigung

Da lebt man für eine gewisse Zeit in einem fremden Land, sagen wir Frankreich. Merkt, was die Landsleute von sich selbst unterscheidet (langsames Gehen, Geknutsche mitten auf dem schmalen Bürgersteig, nur um sich zu begrüßen, Nahrungsaufnahme grundsätzlich in kostspieligen Etablissements) und lernt nebenbei auch andere Sitten und Bräuche aus anderen Ländern kennen.

So erzählten die Slowakinnen, bei ihnen würden Männer an Ostern Frauen mit Wasser begießen und Frauen würden ihnen als Dank was zu Essen geben. Der Wiener macht grundsätzlich eine Verbeugung, wenn er uns begegnet und sagte, der Handkuss sei in Wien immer noch in Mode. Dass wir aber auch deutsch-deutsche kulturelle Unterschiede entdecken würden, war mir vor unserem Aufenthalt im Ausland nicht bewusst.

Von Lenas eigensinniger Grammatik will ich dabei gar nicht reden. Das Verb "anfangen" wird im Perfekt eben nicht mit dem Hilfsverb "werden" gebildet. Für alle Dammer und Neuenkirchner sei an dieser Stelle noch einmal klar gesagt: Der Satz "Ich bin angefangen." ist grammatikalisch falsch.

Aber das ist nur eine Nebensächlichkeit und trübt keinesfalls unser harmonisches Zusammensein. Schwieriger wurde es in drei Fällen, in denen wir beide uns im Recht wähnten. Es ging um den Text von Grönemeyers "Mambo" (Lena hat Recht behalten), um den Begriff der Cirruswolken (der, wie wir jetzt wissen, sowohl Wolkenfetzen als auch Schäfchenwolken meint) und um die Butterblume.

Wir standen auf einer Wiese und Lena sagte: "Guck mal, hier wächst Hahnenfuß." Ich nickte bestätigend: "Butterblumen." Woraufhin Lena missbilligend verneinte: "Das sind keine Butterblumen, das ist Hahnenfuß. Das da sind Butterblumen", sagte sie und zeigte auf Löwenzahn. Was mich wiederum zu wildem Kopfschütteln veranlasste. "Quatsch, die nennt man höchstens Pusteblumen."



Nach intensiver Recherche kam ich schließlich auf folgendes Ergebnis: Im Süden und im mittleren Deutschland heißt der Hahnenfuß Butterblume, im Norden Deutschlands wird der Löwenzahn so genannt.

Und die Moral von der Geschicht: Auf einer französischen Wiese kann man viel über deutsch-deutsche kulturelle Unterschiede lernen. Und am meisten Spaß macht das, wenn die Sonne scheint.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

das ist ja eine schöne geschichte! ich möchte dazu aber anmerken, dass ich es für ein gerücht halte, dass der handkuss in wien immer noch in mode ist! zumindest hat mir in den letzen 4 Wochen dort niemand die hand geküsst... dort wo ich derzeit wohne begrüßt man sich morgens im bus eher so: "heast, oida, wenn du noch einmal so blöd schaust dann hau ich dir eine in die goschn, oida" - aber vielleicht bewege ich mich einfach in den falschen kreisen... ;) lg, evelyn

Anonym hat gesagt…

Trari-traraaaa die Strandfotos sind da :) Und wann kommen eure? :)
Grüße und Küsse nach Aix!