Sonntag, 27. April 2008

Arles

Ja, es ist lange her, dass Lena und ich einen Trip gemeinsam gemacht haben. Samstag hat's uns dann doch mal wieder in die Weite gezogen. Unser Ziel: Arles. In aller Frühe zogen, beziehungsweise hetzten wir los, denn mal wieder waren wir nur ein Minütchen zu spät und erreichten um fünf vor acht gerade noch hechelnd den Bus. Das Wetter war schon bei unserer Ankunft bombastisch, eine heiße Sonne strahlte vom blauen Himmel herab, noch dazu war Markttag und Gerüche aus aller Welt stiegen uns in die Nase: Neben Brathähnchen lagen frische Erdbeeren aus der Umgebung, am Gewürzstand Berge von indischem Curry und Masala neben Schwarztee und Kräutern der Provence.

Auf der anderen Seite prüften kundige Hände Mohrrüben und knackigen Salat und neben Kunstledertaschen, Stoffen und Keramik schnatterten Gänse ungeduldig, als könnten sie es gar nicht abwarten, gefüllt in den Ofen geschoben zu werden. Und dann waren da noch die Sonnenbrillenhändler. Aber das ist eine andere Geschichte.

Arles ist berühmt für seine Stierkampfarena, das antike Theater (von dem nur noch zwei Säulen übrig sind) und römische Thermen. Das alles haben wir mehr oder weniger links liegen lassen, obwohl der Grüne Reiseführer, unser treuer Begleiter, sich redlich Mühe gab, uns zu locken. Schöner als alle römischen Ruinen war ohnehin das Hotel-Dieu.

Hier hat sich Van Gogh selber einliefern lassen. Wahrscheinlich war es ihm selbst nicht ganz geheuer, dass er sich zuvor ein Ohr abgesäbelt hatte. Das Krankenhaus, oder besser gesagt, der Garten ist heute noch genau so angelegt wie zu Zeiten Van Goghs. Was Lena und mich auch gleich zu einem launigen Selbstauslöserfoto animierte. (Man muss doch sehen, was wir für schönes Wetter haben!)

Wir schafften es, einen halben Tag durch die kleinen Gassen zu schlendern und auf dem Rathausplatz die Leute zu beobachten. Zwei Hochzeitsgesellschaften, mehrere Reisegruppen und ein paar Halbwüchsige, die versuchten, sich gegenseitig in den Brunnen zu schubsen. Schließlich machten wir uns auf zu den Alyscamps, einem von den Römern gebauten Friedhof, der so beliebt war, dass die Toten in Salzfässern den Fluss hinuntergespült wurden, um dort begraben werden zu können. Das Geld für einen der begehrten Plätze, wurde den Toten zwischen die Zähne gesteckt.

Man munkelt, dass die Seelen, die nicht in den gewünschten Steinsarg gelegt wurden, noch heute ihr Unwesen mit wehrlosen Spaziergängern treiben.

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