Montag, 18. Februar 2008

Im Namen des Herrn unterwegs

"Taizé? Au nom de Dieu." So kommentierte der Busfahrer grinsend meinen Wunsch, mich von Mâcon nach einer siebenstündigen Reise endlich zum Ziel zu bringen: Taizé. Zwar war ich nicht ganz im Namen Gottes unterwegs, sondern im Namen der Uni, beziehungsweise im Namen meines Berufes (oder auch, um den Kreis wieder zu schließen, im Namen meiner Berufung), aber während der zwei Tage, die ich in Taizé verweilte, habe ich trotzdem fast das volle Programm mitgemacht.

Doch von vorne: Um meine "Mission" im Kurs Synergie Communication zu erfüllen, soll ich mindestens vier Artikel für eine französische Studentenwebsite schreiben, Thema frei wählbar. Beim Überlegen fiel mir unter anderem Laura ein, eine Bekannte aus der Heimat, die seit knapp anderthalb Jahren in der ökumenischen Kommunität von Taizé wohnt und arbeitet. Was in mir als kritische Journalistin die Fragen aufwarf: Warum ist die da? Und warum so lange? Und was geht Jugendliche überhaupt Gott und der Glaube an?

Also brach ich am letzten Donnerstag mehr oder weniger spontan auf, um Antworten auf meine Fragen zu finden. Und meine Mission zu erfüllen. Wer Taizé kennt, weiß, dass Spontaneität gern gesehen ist. Mein Telefonat am Abend vor der Abfahrt verlief ungefähr so:

"Mein Name ist Alena Hecker und ich möchte einen Artikel über ein deutsches Mädchen schreiben, das seit einiger Zeit in Taizé wohnt und arbeitet. Wäre das in Ordnung?"
"Da müssen Sie Frère Emile fragen, der ist für die Medien verantwortlich."
"Ich weiß, aber er hat noch nicht auf meine eMail geantwortet."
"Er ist zurzeit in Kanada."
"Ja, ich weiß. Aber jetzt habe ich schon ein Bahnticket gekauft und wollte morgen einfach mal vorbeikommen."
"Morgen? Ja gut, kein Problem."

Am nächsten Nachmittag empfängt mich Taizé mit seiner gewohnten Atmosphäre - mehrsprachige Willkommensschilder, auf den Bänken Gruppen von Jugendlichen im Gespräch vertieft, beim Empfang alles etwas chaotisch, aber herzlich. Johannes, der mir bei der Anmeldung hilft, empfiehlt mir dringend, bei den Bibeleinführungen am Nachmittag teilzunehmen. Dafür erlaubt er mir, die Arbeit am Morgen zu schwänzen, wenn ich an meinem Artikel arbeiten müsse. Muss ich natürlich.

Laura und ich treffen uns in El Abiodh auf eine rote Schale Zitronentee. In den Tagen, die ich hier bin, führen wir einige gute Gespräche und ich bin gewiss: Den ersten Teil meiner Mission werde ich erfüllen können.
Selbst wenn ich nicht eine ganze Woche und nicht ganz privat in Taizé war - es war schön, dort gewesen zu sein. Ein bisschen kalt vielleicht, ein bisschen zu wenig zu Essen (mein Picknick für die Rückfahrt bestand aus einer Minischeibe Baguette, einer Pâté de Campagne, einem Trinkpäckchen Orangensaft, zwei Keksen und einer Tüte Chips - dafür, dass ich kein Mittagessen hatte und bis spätabends unterwegs war), dafür aber guten Gesprächen, netten Menschen und den Gebeten, die einfach ungemein beruhigen.

Ein paar Neuigkeiten, die es gibt: Die Kirche wird bis Ostern renoviert, zum Frühstück gibt es Marmelade statt Schokolade, die roten Schalen sind neu, freitags stehen auf dem Speiseplan Fischstäbchen statt Fischröllchen, für Kaffeetrinker steht eine Kaffeemaschine bereit und sie haben Messer und Gabel eingeführt. Nein, haben sie natürlich nicht.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hach.... Taizé.... jaja....
Messer und Gabel in Taizé, das würde einer Revolution gleichen!

Alena hat gesagt…

übrigens sagt auch tabea, dass die schokolade spätestens wieder im sommer eingeführt wird, wenn viele leute da sind. dafür gibts dann keinen kaffee mehr.